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Donnerstag, 11. September 2014

Kinderfest in El Torito

"Habt ihr eigentlich auch mal Unterricht?!", so die durchaus berechtigte Reaktion meiner Knutschkugel aus dem fernen Berlin ;). Anstatt zu lernen, was das Zeug hält, findet hier in der Schule eine Aktion nach der anderen statt. Das ist aber auch für costaricanische Verhältnisse keineswegs normal! Nele und ich haben einfach eine perfekte Reisezeit erwischt. So war am 9. 9. Kindertag, am 15. feiern wir mit viel Tam Tam (die Trommler üben schon fleißig fast jede Nacht ;)) die Unabhängigkeit Costa Ricas und von Weihnachten und Silvester, wenn unser kleines Touristendörfchen aus allen Nähten platzt brauchen wir noch gar nicht anfangen... 
Ich kam her mit der Vorahnung, es handle sich bei Costa Rica um ein Entwicklungsland. Klar stand immer wieder in den Reiseführern geschrieben, es sei "die Schweiz Lateinamerikas", da Costa Rica einerseits seit fast hundert Jahren als fast einziges Land der Welt über kein Militär verfügt und die politische Situation andererseits sehr stabil ist. Aber dennoch hatte ich keine Ahnung, wie fortschrittlich gerade das Bildungssystem ist. Wie auch in Deutschland gibt es eine Schul- und sogar eine KiTa-Pflicht. Die Kinder tragen eine Schuluniform, um soziale Unterschiede in der Schule zu verbergen, auch das Schulessen und die Getränke sind gratis. Ein Großteil finanziert sich zudem über private Spenden und Hilfsorganisationen oder eben über das Geld, dass wir Freiwilligen hier lassen. 

Heute an der "Fiesta de los niños" sollte sich dieser unglaubliche Fortschritt ein weiteres Mal zeigen:
Wir trafen uns mit den anderen Lehrern gegen 7 in der Schule und bereiteten Last-Minute die Dekoration und einige kleine Preise vor. Auch Nele (von den Ticos meist "Nilo?" genannt) war in der Küche schon am routieren, denn heute stand erwas ganz besonderes auf dem Speiseplan: Hamburger! Ich versuchte mich währenddessen - geschickt wie ein Dreifingerfaultier - daran, Cola, Fanta und andere Getränke zusammen mit Eiswürfeln in kleine Plastiktütchen zu füllen. Diese fungieren, für uns ziemlich ungewöhnlich, als Trinkbehältnisse. Hierzu eine kleine Anleitung am Rande: 1. Man nehme den Beutel in beide Hände und beiße eine kleine Ecke Plastik mit den Zähnen ab, 2. Man lässt die Plastikflusen zwischen den Zähnen unauffällig verschwinden, 3. Man trinke aus der winzigen Öffnung während man mit dem wabbeligen Beutel hantiert und dieser hoffentlich weder runterfällt, noch platzt, 4. Völlig durchgeschwitzt und fertig mit den Nerven, in meinem Fall in der Regel vollgekleckert mit Cola, saugt man elegant den Rest Flüssigkeit aus dem Beutel, der dann fachmännisch zusammen mit Bio-Müll entsorgt wird. :D
Zurück zum Kindertag (meine Schreibweise ähnelt dem Durcheinander in meinem Magen seit einigen Tagen): Um 9 starteten wir mir dem Singen der Nationalhymne. Auch die Hymne der Region Guanacaste, in der wir wohnen, wurde schwungvoll angestimmt. Dann gab es einige Auszeichnungen für besonders erfolgreiche Schüler und eine kleine Talentshow mit Sängern, kleinen Poeten und Tänzern. Ulala! Gerade die letzten haben es mir richtig angetan! Mit kurzen Röcken (die Jungs saßen nicht umsonst auf den Treppen etwas unterhalb ;)), begleitet von Pfiffen, tanzten Mädels und Jungs aus den oberen Klassen zu heißen Latinorhythmen. Und das in einem katholischen Land... Da staunten Nele und ich nicht schlecht. Nachdem die Lehrer Eis an die Schüler verteilten ging es für alle in die "Aula", die eher an eine große Garage erinnert. Dort wartete die nächste Überraschung, ein engagierter Clown, der die Kids für die nächsten 2 Stunden ununterbrochen bespaßte. Von den guten alten Malle-Kinderdiskohits, die auch ich mitsingen konnte, bis hin zu Pollonaisen, Kinderschminken und Sackhüpfen war alles dabei. Zum Teil ließ ich mich richtig mitreißen, und ja, vielleicht kann ich auch nicht leugnen beim Anblick der glücklichen Kinder das ein oder andere Mal feuchte Augen gehabt zu haben. Besonders gegen Ende, als ein kleiner Stierkampf simuliert wurde (Jungs, die  in selbstgebastelten Kostümen steckten und mit ihren Pappmachéhörnern durch die Menge tobten). Die Kleinsten unter den Kleinen hatten natürlich ein bisschen Angst und klammerten sich an uns <3

Die kleinen Puschis <3


Heute steht übrigens noch eine kleine Operation an. Die "Powersträhne" aus dem Ferienlager auf Rügen muss raus. Unter der zerstörerischen Sonne hat sie sich verselbstständigt und formt gerade so etwas wie eine verkrüppelte Dreadlock ...Jetzt gibt es bei uns Abendbrot, und ich muss mich echt zusammenreißen, kein Obst zu essen :/ Aber wahrscheinlich ist es besser so, um den Magen zu beruhigen.

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