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Dienstag, 28. Oktober 2014

Action 24/7

Sollte der gestrige Tag doch eigentlich hauptsächlich für die Vorbereitung der Halloweenaktivität mit den Kindern am Mittwoch dienen, die mir seit Tagen nicht aus dem Kopf verschwinden will, so kam doch mal wieder alles ziemlich anders als geplant. Britta bat mich, ihre kleine Abschiedsrunde bei uns im Haus zu veranstalten. Wir wollten zusammen einkaufen und dann für die Koordinatorin Angie, die anderen deutschen Mädels und ihre Gastmutti "irgendwas Entspanntes kochen". Als ich Sandra von dem Plan erzählte, wurde dieser jedoch schneller umgeworfen als man "Fiesta" sagen kann. Es sei eine Ehrensache, ihr zu zeigen, dass Costa Rica doch ein tolles Land sei und im Hause Armijo gab es noch nie eine schlechte Party. Also wurden kurzerhand alle möglichen Leute involviert, der viel zu gutmütige Ney kam vorbei und verbrachte fortan den ganzen Tag mit bis zur Perfektion betriebener Dekoration und jeder Passant, der nicht bei drei auf den Bäumen war, wurde eingeladen - keiner von ihnen kannte Britta, aber das war wurscht. Ich bastelte die erste Piñata meines Lebens, die zugegeben sehr anders aussah, als ich mir eine immer vorgestellt und gewünscht habe (ja, das ist ein mehr als heißer Tipp für eine Wiederkehrparty nächstes Jahr!!!). Leider kam diese mangels Konfetti und Bonbons und dank der Zickigkeit gewisser Personen, die uns ihre Vorräte nicht leihen wollten, gar nicht zum Einsatz. Egal, mit den kunstvoll bemalten Schildkröten und dem Peace, Love and Harmony-Schriftzug bleibt sie auch für die nächste Party ein Hingucker. Nur den Namen Britta sollten wir dann vielleicht überkleben. Der frühe Nachmittag zeigte schon, dass es irgendwie mehr Sandras und meine Party als die Brittas war. Immer mehr Gäste trudelten ein, während die Gastgeberin noch mit ihrer Familie einen Zwangsbesuch beim neugeborenen Zuwachs antrat, über dessen Sinn und Zweck auf psychologisch höchstanspruchsvollem Niveau vorher viel diskutiert wurde. Das geplante Grillen wurde angesichts des nicht endenwollenden Regens am Nachmittag vorsichtshalber zu Reis mit Salat und Hähnchenpfanne umgeplant. Nach dem Besuch ihrer Freundin war Sandra auf einmal auffällig gut drauf, redete mit den meisten Leuten aus einem mir nicht ganz klaren Grund nur noch in ihrem gebrochenen Englisch und verbreitete ein Flair von Hippi-Oma. Wer weiß, wovon die beiden heimlich genascht haben...Ich hatte ab 17 Uhr alle Hände voll zu tun, für die von mir im Voraus groß angekündigten Caipis zu sorgen. Praktischerweise war der Cachaça (Rohrzuckerschnaps) an dem Tag im Angebot, und so wurde mengenmäßig auch nicht gespart. Die Cocktails kamen so gut an, dass spontan eine Art Bar inszeniert wurde und eine Freundin Sandras, die ich bis zu diesem Zeitpunkt völlig falsch als langweilige Hausfrau eingeschätzt hatte, plötzlich anfing, sich selbst an einer Art Mojito mit Zitronenmelisse zu versuchen. Daraufhin musste sie mir versprechen, mir zu zeigen, aus welchem Vorgarten sie diese geklaut hat. Unsere amerikanischen Freunde, die ihre Biervorräte langsam zu neige gehen sahen und plötzlich Panik bekamen, auf dem Trockenen zu sitzen, mussten spontan ihre nicht ganz so unauffällige Durchfutter-Strategie ("ich bin zur Zeit echt sooo Pleite") ändern. Zusammen machten wir uns 21 Uhr auf zum Kiosk, der eigentlich seit 14 Uhr geschlossen hatte, es war schließlich Sonntagabend. Mit einer Mischung aus Hundeblick und viiiel Mitleid schaffte ich es, die Besitzer doch noch zum Öffnen zu überreden. Und für den Gegenwert von einem Tetrapack Wein, einer Packung Zigaretten, einer Flasche Rum, 3 Liter Cola und noch mehr Cachaça lohnt sich das Hochfahren des Kassensystems schon. Nunja, was soll ich sagen, die Amis haben sich dezent überschätzt und Sandra rannte irgendwann auch ziemlich orientierungslos von einer Ecke in die andere, aber der Anblick war definitiv lustig und der Grundstimmung hat es nicht geschadet. Auch meine unglaublich kreative Musikauswahl à la Spotify-Partyplaylist wurde gut angenommen. Um 3 Uhr morgens war es dann endlich Zeit, ins Bett zu fallen. Ich hoffe, Britta hatte einen schönen Abend und nimmt zumindest einige positive Erinnerungen mit auf ihre nun anstehende Reise durch Costa Rica.
Als heute morgen um 6 der Wecker klingelte, dachte ich für einen Moment, ich müsse sterben. Lange habe ich mit mir gehadert und überlegt, ob es das ultimativ leckere Frühstück in der Schule wirklich Wert ist, dermaßen früh auf der Matte zu stehen. Immerhin musste ich eigentlich erst heute nachmittag ran. Aber ja, die Entscheidung fiel dann doch ziemlich eindeutig aus und so machte ich mich verschlafen, mit noch ziemlich nassen Haaren und einem großen Schluck angestandener Restcola im Magen auf den Weg zur Schule. Dort musste ich die seit 1,5 Tagen wieder kränkelnde Nele auf den neuesten Stand der Dinge bringen und versuchte mehr schlecht als recht Nina beim Kochen irgendwie nützlich zu sein (eigentlich ging ich nur meiner Spezialstrecke nach: im Weg stehen). Wie glücklich war ich, als ich nachdem wir das "Superfashion"-Halloweenplakat, dass ich gestern sehr bemüht hingezaubert habe, endlich aufgehängt hatten und ich mich mit kräftigem Tritt in die Pedale meinem Bett näherte. Leider blieben mir nur 2 Stunden Schlaf, weil ich noch einige Besorgungen im Zentrum zu erledigen hatte. Unter anderem musste ich eine Packung Kekse kaufen, um den Hausfrieden mit meinem Gastbruder deren Vorräte ich gestern geplündert hatte, wieder herzustellen. 14 Uhr began dann der eigentliche Arbeitstag: Sachkunde, Spanisch und Mathe standen auf dem Stundenplan. Es gibt wohl kein schöneres Gefühl als im dämmernden Licht der Straßenlaternen an den Kids vorbei zu radeln und in glückliche Gesichter zu schauen, die einem im Chor ein "Tschau Marie, bis morgen" zurufen. <3 Ich kann mir jetzt schon vorstellen, dass der letzte Tag in der Schule echt komisch werden wird. 

Jetzt mach ich mich aber erstmal daran, endlich Fotos hochzuladen. Hier zwei Schnappschüsse von der Party:



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