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Samstag, 25. Oktober 2014

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde!

Soweit die Theorie! Die besten Blogeinträge entstehen ja bekanntlich noch voll aus der Stimmung heraus. Nunja, zugegeben es liegen schon wieder einige Stunden dazwischen, dass meine Füße zitternd den sicheren Boden berührten und der Abschied von meinem neuen wiehernden Freund eher knapp als herzlich ausfiel. Aber trotz einem unglaublich geilen Hähnchengrillspieß, einem anschließenden Cocktail an der Strandbar, super netten Gesprächen mit einem kanadischen Ehepaar und der Einladung zu einem deutschen Abend hab ich diesen Tagesausflug immer noch lange nicht verdaut.
Ziemlich spontan fragte mich Nele Mitte ser Woche, ob wir nicht vielleicht einen Reitausflug machen wollten. So oft habe ich schon eine Herde Pferde mit dicken, Socken-in-Sandalen-tragenden Touris am Strand lang traben sehen. Die Tiere waren dabei immer am Führer festgebunden und konnten nicht ausbüchsen. Klar hatte ich immer noch die letzte Pferdererfahrung mit dem vollblutigen Schwarzwaldhengst im Hinterkopf, aber so schlimm kann das ja nun nicht sein. Und da wir uns vorgenommen haben, die Dinge direkter anzupacken folgte gleich heute das Telefonat mit dem Cousin von Neles Gastmutti, praktischerweise ein mehr oder weniger erfahrener Cowboy mit acht Pferden. Da er heute abend noch einen Nebenjob als Türsteher hat, mussten wir uns schon 13 Uhr treffen, was sich jedoch im Nachhinein als perfekte Startzeit herausstellte. Nele und Britta, meine beiden Reitmuchachas waren noch auf dem Weg zur Bank und mussten das nötige Kleingeld abheben. In der Zeit plauschte ich bereits über die Pferde und erkundigte mich vorsichtig über hochqualitative Reitreferenzen... Kein Kommentar dazu. An dieser Stelle muss ich auch zugeben, dass ich mir den Vorsprung zu nutzen machte, um mein favorisiertes Pferd auszusuchen (sorry Muchachas ;D). Als die anderen kamen war die Vorauswahl leider schon getätigt. Ich entschied mich ein vierjähriges braungeschecktes Pferdchen namens Pinto (jammie, die ganze Zeit musste ich an Pferdesalami mit Gallo Pinto denken...). "Joa, das ist eigentlich relativ ruhig. Hat halt viel Kraft und du musst immer ordentlich gegen halten" war der fachkundige Kommentar zu meiner Auswahl. Instruktionen, wie man denn lenke, erhielt ich lieber spät als nie von Britta auf den ersten Metern. Ausprobieren wollte ich es lieber nur im Notfall, und ja, der sollte noch eintreffen. Zunächst ging es am Strand entlang, vorbei an staunenden Touris, durch einen Camping Platz, einen kleinen Weg Richtung Buena Vista entlang, das uns von dem Schildkrötencamp noch in bester Erinnerung war. Links liegen ließen wir einen schmalen Trampelpfad, der mitten durch die Pampa und wildes Gebüsch einen Berg hinauf führte. "Also mit meinem Pferd in Deutschland würde ich da jetzt hochreiten", klaaar Britta, dann mal viel Spaß, du bist doch verrückt! Halt stop! Wir werden zurückgerufen, haben den Weg verpasst. Ich schlucke, ist das gerade sein Ernst? Ich als jemand, dem schon in der Reithalle Angst und Bange wird soll mit meiner umfänglichen Landschaftserfahrung diesen Berg hoch?! Auch das Pferd schien von der Idee wenig begeistert und musste gerade das erste Mal wieder eingefangen werden. Also schön, dann ab dafür. Höher, höher, immer höher, über Wurzeln, durch Schlammlöcher. Die Pferde bei 30 Grad im Schatten am Schnaufen wie ich auf dem Weg von der Schulcafeteria hoch zum dritten Stock. So Richtung konnte ich nicht glauben, was ich hier gerade mache und warum zum Teufel ich 30 $ dafür bezahle, mir sprichwörtlich fast in die Hose zu scheißen vor Angst?! Ok, es ist Costa Rica. Pura Vida und immer locker durch die Hose atmen! Nach einem beachtlichen Anstieg über Stock und Stein wusste ich nicht, wer mehr am schwitzen war, ich oder das arme Tier unter mir. Die unberührte Natur um uns und der unglaubliche Ausblick von dem Pausenpunkt entschädigte für alles. Auf Nachfrage von Nele legten wir sogar einen Zwischenstop bei einem Wasserfall ein. Und da passierte es, als ich mich lässig vom Pferd schwingen will und dabei eine etwas alternative Technik ausprobiere falle ich wie ein leichtfüßig wie ein Goudakäse frontal vom Pferd, spätestens ab jetzt hat mich unser Cowboyfreund auf dem Kieker. Er kriegt sich gar nicht mehr ein bei meinem traurigen Anblick. Als ich ihn frage, ob mein Pferd schon am Verzweifeln ist (es bewegte sich gerne mal bis auf wenige Centimeter dicht an den Abgrund und schien intensiv über den Sinn des Lebens nachzudenken) ernte ich nur Gelächter. Einmalig auch der Moment, als wir auf dem Weg zum Wasserfall über scheinbar verlassene Pfade krachseln und sich hinter einer Ecke mitten im Nirgendwo deutsche Mädels aus Sámara oben ohne sonnen. Die haben auch nicht schlecht geguckt als unser mindestens 60-jähriger Gummelstiefelgefährte mit seiner dekorativ verpackten Machete um die Ecke bog. Bilder vom Wasserfall, aus dem man sogar bedenkenlos trinken konnte, folgen morgen, wenn ich wieder frisch im Kopf bin ;)
Nach etwa 3 Stunden endete unser Ausflug, der die Wildwassertour in Kanada wohl als Ich-mach-mir-so-in-die-Hose-Moment Nummer 1 meines bisherigen Lebens übertrumpft hat. Mein Körper jedenfalls ist immer noch am Zittern und ich war selten so froh darüber, wieder heil zuhause angekommen zu sein. Vor Freude lief ich direkt nach dem Absteigen vom Pferd vor einen Baum, der sich irgendwie in meine Laufrichtung verirrt hatte. Der Reitmuchacho und sicherlich auch mein Pferd dachten sich ihren Teil und ich bin nicht so sicher, ob ich mich über die Einladung zu einer weiteren Tour freuen soll. Erstmal jedenfalls muss sich mein Gesäß von dem Tag erholen. Und nein, das Glück dieser Erde ist vielleicht in Sámara zu finden, aber mir fallen spontan 100 Plätze ein, die den Pferderücken übertrumpfen! 

Eine Auswahl echt genialer Fotos folgen morgen ;) Bis dahin schlaft gut und denkt immer dran: Love, Peace and Harmony <3


                            Da war die Welt noch in Ordnung. Erstes Aufeinandertreffen mit den Pferden...


 So entspannt wie auf den Fotos war ich leider nicht immer. :D


 Für zwei Aspekte hat sich der Ausflug aber definitiv gelohnt: die wunderschöne, unberührte Natur..

 ... und vor allem der Hähnchenspiess danach von meinem neuen besten Freund!

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