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Mittwoch, 5. November 2014

24 Stunden im Traumland

Heute also haben wir nachdem wir gestern 10 Stunden im Bus geschmorrt haben und ich danach weder Gesäß noch Rücken spüren konnte, das erste Mal Nicaragua im Hellen gesehen. 
Kleine Kulturschocks von stichprobenartigen Gesundheitstests - durchgeführt von durcheinanderschwirrenden Menschen mit Mundschutz und voller Krankenhausmontur in einer orangen Garage mit Neonröhren - oder auch die Überquerung eines "Nirvanas", der rechtsfreien Zone zwischen beiden Nachbarländern zu Fuß, gerieten heute glücklicherweise schnell in Vergessenheit.  Einmal in Granada angekommen, verzückte es uns von der ersten Minute an mit den kleinen Gässchen und bunten Kollonialhäusern. Alle unsere Fotos, die bei Facebook, Instagram und Twitter mit der Webgemeinde geteilt wurden, betitelten wir fortan nur noch mit "#Allesrichtiggemacht" (die ältere Generation befragt bitte Google über die Bedeutung dieser mysteriösen Raute). Das Hotel "La Pergola" liegt eine Straße von der Schlemmermeile entfernt. Und ja, es ist ein Hotel, kein Hostel. Für umgerechnet gerade mal 14 Euro die Nacht haben wir uns richtig was gegönnt. Wie ungewöhnt es einfach mal ist, wenn Putzfrauen dein Bett machen und du nach dem kurzen Planschen im Pool eine warme Dusche nehmen kannst. Das Frühstück bekommt man an den Tisch gebracht und der Sonnenuntergang kann von der Terasse mit Blick über die Dächer Granadas genossen werden. Gönnen, das war sowieso das Stichwort Nummer eins dieses Tages. 
Guckt euch einfach mal die Preisunterschiede an:

Zwei große Kugeln Vanilla-Cookie und Schoko-Karamell-Erdnuss (ich hätte nicht gedacht, das jemals zu sagen, aber Ben&Jerrys hat ernsthafte Konkurrenz) in Nicaragua für 0,80 ct. 
vs. 
Zwei einfachere, wenn auch leckere Sorten in Sámara für heftige 3 Euro. 

Auch sind wir einfach mal den ganzen Nachmittag mit einer privaten Kutsche über die alterwürdigen Straßen dieses schönen Fleckchens Erde gerollt und haben pro Person gerade mal 2,50 Euro bezahlt. Dazu gab es alle paar Meter interessante Infos zu Granada, ein reiner Shopping/Fressurlaub kann es also schon mal nicht mehr werden. Hier ein kleiner Auszug der Dinge, die wir heute gelernt haben: Granada ist die älteste Stadt Zentralamerikas und wurde 1524 vom spanischen Conquistador Cordoba gegründet. Die schönste Bäckerei der Stadt heißt Maria Elena. Der See, an dem 100% der bisher getesteten Restaurants lahmarschige und wirklich unfähige Kellnern beschäftigen, ist der viertgrößte der Welt. Hierzu mein (fast)Lieblingszitat des Tages: 
Wir: Ehm, das sind aber keine Countrypotatoes?! (wir hatten extra nichts Fettiges bestellt, weil das für Hannahs Magen unvorteilhaft wäre)
Er: Jap.
Wir: Und?
Er: Das sind Pommes. (hört hört, wären wir nicht drauf gekommen)
Wir: Warum?
Er (nach einigem Zögern): Wir haben keine Countrypotatoes.
(achso, warum sagst du das nicht gleich, sondern lächelst uns an und nickst, wenn wir die Bestellung aufnimmst?!)
Ich bin überzeugt, er hatte insgeheim gehofft, uns falle der Schwindel nicht auf. 

Allgemein hat man oft das Gefühl, wie ein dummer Tourist behandelt zu werden. Beim Abendessen beim Italiener verging praktisch keine Minute, in der uns keine Breakdancer, Gitarrenspieler, bettelnde Kinder oder Verkäufer mit Rasseln, Lederanhängern und Schmuck belästigten. Mich nervt besonders, dass man ständig auf gebrochenem Englisch von der Seite angesprochen wird. Und hier kommen wir schon zum absoluten Favoritenspruch des Tages: 
Eine alte Frau kommt auf uns zu und bettelt um Geld. Ich höre nur ihr Gemurmle und halte sie für eine weitere Straßenhändlerinnen. Im Affekt und irgendwie schon aus Gewohnheit sage ich eiskalt: "No Gracias"
Sie zieht daraufhin ab: "One Dollar, fucking bitches."
Mit unserer 5-Mädels-Gruppe, davon zwei Blondis, sind wir einfach mal auch ein wenig auffällig.

Meine Zimmerpartnerinnen stellen sich dezent als Handy-und Internetsuchtis heraus. Und ich liege derweil im Bett und hoffe, dass mein Bauchgrummeln und die seit Tagen anhaltende leichte Übelkeit und die von mir einfach ignorierte Appetitlosigkeit morgen nicht schlimmer wird. 

Morgen früh geht es nach dem Frühstück nach Massaya, zu einem Handwerksmarkt. Ich befürchte, dass das auch kein günstigerer Tag wird als heute. Auch wenn alles so preiswert erscheint, in der Touristenstadt Granada läppern sich die Ausgaben zusammen.  Morgen wird ein Fastentag, hoffentlich.





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