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Sonntag, 23. November 2014

3 Tage Füße hoch

Zuerst sei gesagt, dass dieser Blogeintrag vor allem meiner Mama gewidmet wird, die aus dem kalten Deutschland nach einer aktuellen Berichterstattung gefordert hat und mich diesbezüglich immer ganz schön in Schacht hält. Liebe Grüße auch nach Berlin zu meinem Freund Carl-Conrad Hübner, der sich wie ein kleines bockiges Mädchen beschwert hat, nie erwähnt zu werden. ;) 

Sandra ist seit Dienstag in San José, um ihrer Tochter beizustehen, für die die ganze Aufregung um die Schwangerschaft etwas zu viel ist. Einerseits ist es schon ein komisches Gefühl,  abends nach Hause zu kommen und niemanden zum reden zu haben, war es doch in Deutschland immer ein festes Ritual, am Abendbrotstisch über die täglichen Erlebnisse und Gott und die Welt zu philosophieren (ich habe daraus gelernt, dass ich definitiv ein WG-Typ bin). Auch bringt so ein Haus ganz schön viel Arbeit mit sich. Mein Auslandsaufenthalt stellt sich mehr und mehr nicht nur als "Schritt in die Selbstständigkeit" dar, sondern als regelrechtes Ausbildungslager zum Hausfrauendarsein. Natürlich passieren dabei auch immer wieder kleinere Missgeschicke, aber es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Ein Vorteil des Daseins als "Frau des Hauses" ist aber, dass ich einkaufen und kochen kann, worauf ich Lust habe. So gibt es statt Pinto, Pinto, Pinto auch mal Nudeln mit Pesto oder Pfannkuchen mit selbstgemachtem Apfelmus <3 Außerdem taut mein Gastbruder José laaaangsam auf und teilt seinen tiefschwarzen Humor mit mir. Liebevoll ist er sehr bemüht, mir ab und an eine beeindruckende Darbietung der Kochkünste zu ermöglichen. Dann wird Reis statt wie normal mit Zwiebelstückchen, Gewürzen und Öl einfach mal mit ganzen Knoblauchknollen verfeinert. Eben kräftig deftig ;)
Langweilig lass ich es abends auch nicht werden. Am Dienstag lernte ich, wie man Nachos mit Guacamole macht (neuer Lieblingssnack!!!). Am Mittwoch bekam ich Besuch von meiner besseren Hälfte Nele, und nach einem leider kläglich gescheiterten Versuch, uns selbst mit Dread-Locks zu verschönern (das sah bei Youtube doch so einfach aus...), trösteten wir uns mit meinem Zauberpesto à la Frische Bar. Donnerstag ging es denn auch schon zum Zumba/Booty Workout. Selbstverständlich alles im Rahmen unserer mehr oder weniger taughen Diät, die ich zugegebenermaßen in letzzer Zeit öfter mal missachtet habe. Trotz der angenehmen Abkühlung des gerade tobenden Monsums, brachte uns der dunkelhäutige Trainer, der laut Georgia "besser mit seinem Hintern wackeln kann als so einige weibliche Teilnehmerinnen" (so genau habe ich das ehrlichgesagt nicht analysiert), ordentlich ins schwitzen. Der Kurs war laut Trainer mit insgesamt 19 Fitnessgurus so gut gefüllt wie lange nicht mehr. Von jung bis alt, männlich und weiblich, dick und dünn war alles dabei. Und so war es auch gar nicht mehr so peinlich, wenn wir in der ersten Reihe mal nicht so schnell mitkamen. Zugegebenermaßen wurden die abtrainierten Kalorien nachts schnell wieder mit einem halben Kinder Bueno angefuttert, aber den konnte ich wenigstens mit gutem Gewissen vernaschen. 
Schon war das Ende der Woche auch schon wieder schneller gekommen als man Oberweserdampfschifffahrtsgesellschaftskapitän sagen kann. Freitag war für uns endlich mal seinen Namen wert und wir hatten Gelegenheit, die Füße am Strand in Carillo mal wieder richtig hoch zu legen. Ausschlafen war leider trotzdem nicht angesagt, denn die Tanzgruppe hatte sich zu um 7 Uhr verabredet, kleine Gebäcke für den Verkauf und das Eintreiben von Geld zu backen. Allein die Teigherstellung schien so eine Wissenschaft zu sein, dass wir um 10 und nach Einholung hunderter "Experten"-Meinungen immer noch am kneten waren. Ich war froh, als endlich Nele kam und wir uns auf die Sattel schwingen konnten. Es ging für 2,5 Stunden nach Carillo. Und als wir mit dem Fahrrad schwitzend zurückradelten, hatte sich unsere Hautfarbe bereits dezent verändert. 
So durfte ich mir beim abendlichen Ausflug zum Filmabend des Zumbalehrers einige Male die Frage gefallen lassen, ob ich mich nicht etwas verbrannt hätte. Der letzte Tag der Arbeitswoche endete mit einigen unterhaltsamen Szenen "Django Unchained", auch wenn ich mich spätestens um 23 Uhr nur noch an meine n Energydrink klammerte. Spontan lud "Popoking" Ridley dann noch die gesamte Truppe auf eine Flasche Wein in seinem Restaurant ein. Es wurde noch ein langer Abend. An einem Tisch mit  Schweden, Finnen, Amerikanern und einem gebürtigen Haitianer. War mal wieder toll, so viele neue Leute auf einen Haufen kennenzulernen und echt intelligente Gespräche zu führen. Ichhoffe es gilt auch hier, man sieht sich irgendwie immer zwei Mal im Leben.
Weder die fluffige Melonencrème, die mir eine Tica-Freundin geschenkt hat, noch meine erlesene After-Sol-Lotion von Ives Rocher konnten verhindern, dass ich auch am nächsten Tag noch in perfekter Krebs-Manier zusammen mit Betreuerin Angie und Georgia nach Garza zu den anderen Freiwilligen fahren musste. Dort wartete schon ein duftender Grill auf uns. Im Gepäck hatten wir zudem 10, von mir leider nur mäßig gut ausgewählte Avokados (jeder Profi darf sich auch mal vergreifen), die zu - na was glaubt ihr wohl - Guacamole verarbeitet wurden!!! Während uns schon das Wasser im Mund zusammenlief, bekamen wir von Angie einen ersten Einblick in die zukünftig ankommenden Freiwilligen. Leider werde ich nur noch Neles Nachfolgerin kennenlernen. Phillip, unser Quotenösterreicher und seit Neuestem Costa-Rica-Tourer, war von seiner Reise leider so erschöpft, dass er sich nicht mehr richtig von uns verabschieden konnte. Seine herrliche Aussprache spanischer Wörter wird mir trotudem immer in Erinnerung bleiben. 
Da die Busverbindung von Garza zurück nach Samara eher schwierig ist, entschieden sich Georgia und ich zwangsweise zum Trampen. Obwohl wir mittlerweile eigentlich dachten, uns kann dabei nichts mehr schocken, gab es wieder einmal eine neue Erfahrung. Wir erwischten ein Werbeauto, dass mitsamt eingebauter Lautsprecher ein Dorf nach dem nächsten beschallt und in einer immer wiederkehrenden Tonfolge für eine Karaokeparty am Abend wirbt. Georgia und ich konnten uns nicht mehr einkriegen, und es war ein Wunder, dass wir schlussendlich ohne Tinitus hier ankamen.
Heute lasse ich es ruhig angehen, habe das erste Mal mit meiner besten Freundin Lotti geskyped und werd mich gleich am Strand Richtung Strand begeben, um meine Haarsträhne endlich reinmachen zu lassen!



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