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Sonntag, 2. November 2014

Und wieder geht ein Tag zuende!

Die Halloweenfeier gestern war zwar wie versprochen "ein ganz besonderer Abend", aber dieses "ganz besondere" impliziert eben nicht unbedingt, dass es auch perfekt sein muss. Nachdem ich fast 2 Stunden mit meinem Skelet-Make-Up beschäftigt war, fuhren wir etwas verspätet, dafür aber mit einem sehr gesprächigen Taxifahrer zu Nele. Die gute Stimmung, die nicht zuletzt aus einigen nicht ganz nüchternen Runden Looping Loui resultierte, wurde jedoch nach und nach getrübt, weil der gerufene Taxifahrer durch seinen plötzlich ausgebrochenen Ehekrieg ordentlich auf sich warten ließ. Nur mit Buttertoast, "Concho" (leicht angebrannter Reis ganz unten im Topf- lecker!!!) und Cornflakes konnten wir uns über Wasser halten. Kurz nach Mitternacht ging es denn endlich los Richtung Zentrum. Das Bild, das uns dort bot, hätte mich fast zum direkten Umdrehen bewegt. Es regnete in Strömen und gefühlt 90% der Einwohner Sámaras und Nicoyas drängten sich wie die Sardinen in den liebevoll dekorierten Clubs. Kein Wunder, dass ich in dem Chaos die Mädels nach 5 Minuten verlor. Wahrscheinlich habe ich in einer Nacht ungefähr 200 unschuldige Menschen mit meinem Arm geschminkt, die nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnten oder aus Platzmangel einfach stecken geblieben waren. 
Einige Kostüme haben mich schon etwas neidisch gemacht, insbesondere ein flauschiges Fred Feuerstein-Outfit bei 35 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit beeindruckte mich. 

Aber auch wir konnten uns sehen lassen - die hotten Motten aus Sámara/Esperanza/Garza <3333


Freitag, 31. Oktober 2014

Hui Bui!

Endlich war es so weit! Nach fast zwei Monaten stellten wir zum ersten Mal eine richtige Nachmittagsveranstaltung auf die Beine. Insgesamt waren wir wohl 3 Wochen immer wieder mit den Vorbereitungen beschäftigt und Fragen wie "Was brauchen wir noch?!", "Wie kommen wir an den Schlüssel für den Salon?!" und vor allem "Werden überhaupt Kinder kommen?!" schwirrten uns bis zur letzten Minute im Kopf herum und machten mich mehr und mehr verrückt. Entsprechend viel überschüssige Energie hatte ich auch am frühen Mittwochnachmittag als ich nach der Schule mach Hause kam um die letzten Utensilien zusammenzusuchen. Schon in diesem Moment war mir klar, dass trotz der minütiösen Planung wohl nicht alles laufen wird, wie vorhergesehen. Ich glaube, dass genau das der größte Unterschied zwischen der Organisation derartiger Events in Deutschland und Costa Rica ist: das man die Menschen hier nicht berechnen kann. Sie können dir morgens noch ins Gesicht und sagen, dass sie sich auf den Nachmittag freuen und dann nicht einmal auftauchen. Als ich kurz vor 16 Uhr in Torito aufschlug, hatten die Mädels schon die Vorbereitungen abgeschlossen. Gerade rechtzeitig, denn schon strömten vereinzelte Kiddis in den Salon und wollten natürlich perfekt entertaint werden. Wir starteten mit "magischen Bildern", dazu sollten gruselige Halloweenmotive mit Kerzen gemalt werden, die dann durch das Auftragen dünner Wasserfarben sichtbar werden. Naja, zugegeben die Umsetzung gelang nicht ganz so perfekt wie erwartet. Aber die Kinder freuten sich, sauten mit Wasserfarben rum, hatten letztendlich mehr Farbe auf den T-Shirts und dem Boden als auf den Blättern und missbrauchten die Kerzen zu allem, was nicht mit malen zu tun hat. Das gleiche mit den Luftballons, die wir gekauft hatten. Vorgestellt hatten wir uns böse Fratzen auf dem orangen Untergrund, um sie anschließend dekorativ aufzuhängen. Stattdessen wurde damit anderen Kindern auf den Kopf gehauen und im Raum rumgetollt - zu viel für unsere Betreuerin Angie. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es einfach nur ein voller Erfolg war. Mit der Anzahl an Kindern hätte niemand gerechnet. Wir haben sie zumindest für einen Nachmittag von der Straße und vom Fernseher weggeholt und sie mit einfachsten Mitteln zum Kindsein animiert. Die Aktion mit den Halloweenmasken aus Pappkartons brachte zum Teil tolle Ergebnisse hervor, die sich echt sehen lassen können. Und es gibt kein schöneres Gefühl als die Freudenschreie des Gewinners und den kameradschaftlichen Applaus der Anderen am Ende des improvisierten Stuhltanzes und Bachata-Wettbewerbs zu hören. 
Als ich ein kleines Mädchen im Dunkeln nach Hause brachte, weil sie nicht von ihren Eltern abgeholt wurde, und sie mich großen Augen anguckte und sich für den schönen Tagesabschluss bedankt hat, war ich plötzlich so verzaubert, dass ich elegant mit einem Bein in einen Gulli rutschte und dort solange lachend feststeckte, bis ich mich mit der Unterstützung von zwei Jungs befreien konnte. Ich denke, dass ist bisher die absolute Spitze meiner Tollpatschigkeit hier in Costa Rica. 
Der Halloween-Spuk ist jedoch noch nicht vorbei. Heute abend schlägt im Zentrum die Geisterstunde, hoffentlich mit ganz vielen gruseligen Gestalten. Eine ganze Reihe Restaurants, Bars und Privatpersonen haben sich daran beteiligt, für die kleinsten Monster unter uns ihre Pforten zu öffnen und Süßigkeiten zu verteilen - manchmal wünschte ich, 10 Jahre jünger zu sein! Ich bin gespannt, in wie fern mir mein Halloween-Look gelingt und werde euch natürlich mit schrecklich-schönen Fotos versorgen ;) 

Muhahahaha!

Dienstag, 28. Oktober 2014

Freizeit macht erfinderisch!

Keine Frage, mit meiner sich langsam füllenden Postkartenwand und den Fotos an der Wand, war mein Zimmer eigentlich schon immer das schönste in ganz Samara. Aber jetzt ziert auch noch die Skyline der wundervollsten Stadt der Welt meine vier Wände <3

Hätte ich mal nur nicht Kunst abgewählt...


Action 24/7

Sollte der gestrige Tag doch eigentlich hauptsächlich für die Vorbereitung der Halloweenaktivität mit den Kindern am Mittwoch dienen, die mir seit Tagen nicht aus dem Kopf verschwinden will, so kam doch mal wieder alles ziemlich anders als geplant. Britta bat mich, ihre kleine Abschiedsrunde bei uns im Haus zu veranstalten. Wir wollten zusammen einkaufen und dann für die Koordinatorin Angie, die anderen deutschen Mädels und ihre Gastmutti "irgendwas Entspanntes kochen". Als ich Sandra von dem Plan erzählte, wurde dieser jedoch schneller umgeworfen als man "Fiesta" sagen kann. Es sei eine Ehrensache, ihr zu zeigen, dass Costa Rica doch ein tolles Land sei und im Hause Armijo gab es noch nie eine schlechte Party. Also wurden kurzerhand alle möglichen Leute involviert, der viel zu gutmütige Ney kam vorbei und verbrachte fortan den ganzen Tag mit bis zur Perfektion betriebener Dekoration und jeder Passant, der nicht bei drei auf den Bäumen war, wurde eingeladen - keiner von ihnen kannte Britta, aber das war wurscht. Ich bastelte die erste Piñata meines Lebens, die zugegeben sehr anders aussah, als ich mir eine immer vorgestellt und gewünscht habe (ja, das ist ein mehr als heißer Tipp für eine Wiederkehrparty nächstes Jahr!!!). Leider kam diese mangels Konfetti und Bonbons und dank der Zickigkeit gewisser Personen, die uns ihre Vorräte nicht leihen wollten, gar nicht zum Einsatz. Egal, mit den kunstvoll bemalten Schildkröten und dem Peace, Love and Harmony-Schriftzug bleibt sie auch für die nächste Party ein Hingucker. Nur den Namen Britta sollten wir dann vielleicht überkleben. Der frühe Nachmittag zeigte schon, dass es irgendwie mehr Sandras und meine Party als die Brittas war. Immer mehr Gäste trudelten ein, während die Gastgeberin noch mit ihrer Familie einen Zwangsbesuch beim neugeborenen Zuwachs antrat, über dessen Sinn und Zweck auf psychologisch höchstanspruchsvollem Niveau vorher viel diskutiert wurde. Das geplante Grillen wurde angesichts des nicht endenwollenden Regens am Nachmittag vorsichtshalber zu Reis mit Salat und Hähnchenpfanne umgeplant. Nach dem Besuch ihrer Freundin war Sandra auf einmal auffällig gut drauf, redete mit den meisten Leuten aus einem mir nicht ganz klaren Grund nur noch in ihrem gebrochenen Englisch und verbreitete ein Flair von Hippi-Oma. Wer weiß, wovon die beiden heimlich genascht haben...Ich hatte ab 17 Uhr alle Hände voll zu tun, für die von mir im Voraus groß angekündigten Caipis zu sorgen. Praktischerweise war der Cachaça (Rohrzuckerschnaps) an dem Tag im Angebot, und so wurde mengenmäßig auch nicht gespart. Die Cocktails kamen so gut an, dass spontan eine Art Bar inszeniert wurde und eine Freundin Sandras, die ich bis zu diesem Zeitpunkt völlig falsch als langweilige Hausfrau eingeschätzt hatte, plötzlich anfing, sich selbst an einer Art Mojito mit Zitronenmelisse zu versuchen. Daraufhin musste sie mir versprechen, mir zu zeigen, aus welchem Vorgarten sie diese geklaut hat. Unsere amerikanischen Freunde, die ihre Biervorräte langsam zu neige gehen sahen und plötzlich Panik bekamen, auf dem Trockenen zu sitzen, mussten spontan ihre nicht ganz so unauffällige Durchfutter-Strategie ("ich bin zur Zeit echt sooo Pleite") ändern. Zusammen machten wir uns 21 Uhr auf zum Kiosk, der eigentlich seit 14 Uhr geschlossen hatte, es war schließlich Sonntagabend. Mit einer Mischung aus Hundeblick und viiiel Mitleid schaffte ich es, die Besitzer doch noch zum Öffnen zu überreden. Und für den Gegenwert von einem Tetrapack Wein, einer Packung Zigaretten, einer Flasche Rum, 3 Liter Cola und noch mehr Cachaça lohnt sich das Hochfahren des Kassensystems schon. Nunja, was soll ich sagen, die Amis haben sich dezent überschätzt und Sandra rannte irgendwann auch ziemlich orientierungslos von einer Ecke in die andere, aber der Anblick war definitiv lustig und der Grundstimmung hat es nicht geschadet. Auch meine unglaublich kreative Musikauswahl à la Spotify-Partyplaylist wurde gut angenommen. Um 3 Uhr morgens war es dann endlich Zeit, ins Bett zu fallen. Ich hoffe, Britta hatte einen schönen Abend und nimmt zumindest einige positive Erinnerungen mit auf ihre nun anstehende Reise durch Costa Rica.
Als heute morgen um 6 der Wecker klingelte, dachte ich für einen Moment, ich müsse sterben. Lange habe ich mit mir gehadert und überlegt, ob es das ultimativ leckere Frühstück in der Schule wirklich Wert ist, dermaßen früh auf der Matte zu stehen. Immerhin musste ich eigentlich erst heute nachmittag ran. Aber ja, die Entscheidung fiel dann doch ziemlich eindeutig aus und so machte ich mich verschlafen, mit noch ziemlich nassen Haaren und einem großen Schluck angestandener Restcola im Magen auf den Weg zur Schule. Dort musste ich die seit 1,5 Tagen wieder kränkelnde Nele auf den neuesten Stand der Dinge bringen und versuchte mehr schlecht als recht Nina beim Kochen irgendwie nützlich zu sein (eigentlich ging ich nur meiner Spezialstrecke nach: im Weg stehen). Wie glücklich war ich, als ich nachdem wir das "Superfashion"-Halloweenplakat, dass ich gestern sehr bemüht hingezaubert habe, endlich aufgehängt hatten und ich mich mit kräftigem Tritt in die Pedale meinem Bett näherte. Leider blieben mir nur 2 Stunden Schlaf, weil ich noch einige Besorgungen im Zentrum zu erledigen hatte. Unter anderem musste ich eine Packung Kekse kaufen, um den Hausfrieden mit meinem Gastbruder deren Vorräte ich gestern geplündert hatte, wieder herzustellen. 14 Uhr began dann der eigentliche Arbeitstag: Sachkunde, Spanisch und Mathe standen auf dem Stundenplan. Es gibt wohl kein schöneres Gefühl als im dämmernden Licht der Straßenlaternen an den Kids vorbei zu radeln und in glückliche Gesichter zu schauen, die einem im Chor ein "Tschau Marie, bis morgen" zurufen. <3 Ich kann mir jetzt schon vorstellen, dass der letzte Tag in der Schule echt komisch werden wird. 

Jetzt mach ich mich aber erstmal daran, endlich Fotos hochzuladen. Hier zwei Schnappschüsse von der Party:



Sonntag, 26. Oktober 2014

Der Funken ist übergesprungen

Gerade bin ich von einem spontanen Lagerfeuerabend am Strand zurückgekehrt. Die beiden Amis, die alles organisiert haben, mussten derweil nicht enden wollende philosophische Eingebungen über die Ungerechtigkeiten des amerikanischen Gesundheits- und Bildungssystems ertragen. Ich glaube sie waren noch nie so froh über ein fast abgebranntes Feuer... Heute durfte ich mich zudem der Mission Impossible widmen, Musik von einem Huawei-Tablet auf einen nagelneuen iPod-Shuffle zu laden. 9500 Kilometer entfernt, gleiches Problem wie immer, ähnliche Erkenntnis wie zuvor: Apple ist viel zu anstrengend. Jetzt freu ich mich vor allem auf morgen, Britta will (oder wird gezwungen) anlässlich ihres verfrühten Abschieds nach Deutschland eine kleine Party zu geben. Das wird - hoffentlich - doch ganz  unterhaltsam ;)

Samstag, 25. Oktober 2014

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde!

Soweit die Theorie! Die besten Blogeinträge entstehen ja bekanntlich noch voll aus der Stimmung heraus. Nunja, zugegeben es liegen schon wieder einige Stunden dazwischen, dass meine Füße zitternd den sicheren Boden berührten und der Abschied von meinem neuen wiehernden Freund eher knapp als herzlich ausfiel. Aber trotz einem unglaublich geilen Hähnchengrillspieß, einem anschließenden Cocktail an der Strandbar, super netten Gesprächen mit einem kanadischen Ehepaar und der Einladung zu einem deutschen Abend hab ich diesen Tagesausflug immer noch lange nicht verdaut.
Ziemlich spontan fragte mich Nele Mitte ser Woche, ob wir nicht vielleicht einen Reitausflug machen wollten. So oft habe ich schon eine Herde Pferde mit dicken, Socken-in-Sandalen-tragenden Touris am Strand lang traben sehen. Die Tiere waren dabei immer am Führer festgebunden und konnten nicht ausbüchsen. Klar hatte ich immer noch die letzte Pferdererfahrung mit dem vollblutigen Schwarzwaldhengst im Hinterkopf, aber so schlimm kann das ja nun nicht sein. Und da wir uns vorgenommen haben, die Dinge direkter anzupacken folgte gleich heute das Telefonat mit dem Cousin von Neles Gastmutti, praktischerweise ein mehr oder weniger erfahrener Cowboy mit acht Pferden. Da er heute abend noch einen Nebenjob als Türsteher hat, mussten wir uns schon 13 Uhr treffen, was sich jedoch im Nachhinein als perfekte Startzeit herausstellte. Nele und Britta, meine beiden Reitmuchachas waren noch auf dem Weg zur Bank und mussten das nötige Kleingeld abheben. In der Zeit plauschte ich bereits über die Pferde und erkundigte mich vorsichtig über hochqualitative Reitreferenzen... Kein Kommentar dazu. An dieser Stelle muss ich auch zugeben, dass ich mir den Vorsprung zu nutzen machte, um mein favorisiertes Pferd auszusuchen (sorry Muchachas ;D). Als die anderen kamen war die Vorauswahl leider schon getätigt. Ich entschied mich ein vierjähriges braungeschecktes Pferdchen namens Pinto (jammie, die ganze Zeit musste ich an Pferdesalami mit Gallo Pinto denken...). "Joa, das ist eigentlich relativ ruhig. Hat halt viel Kraft und du musst immer ordentlich gegen halten" war der fachkundige Kommentar zu meiner Auswahl. Instruktionen, wie man denn lenke, erhielt ich lieber spät als nie von Britta auf den ersten Metern. Ausprobieren wollte ich es lieber nur im Notfall, und ja, der sollte noch eintreffen. Zunächst ging es am Strand entlang, vorbei an staunenden Touris, durch einen Camping Platz, einen kleinen Weg Richtung Buena Vista entlang, das uns von dem Schildkrötencamp noch in bester Erinnerung war. Links liegen ließen wir einen schmalen Trampelpfad, der mitten durch die Pampa und wildes Gebüsch einen Berg hinauf führte. "Also mit meinem Pferd in Deutschland würde ich da jetzt hochreiten", klaaar Britta, dann mal viel Spaß, du bist doch verrückt! Halt stop! Wir werden zurückgerufen, haben den Weg verpasst. Ich schlucke, ist das gerade sein Ernst? Ich als jemand, dem schon in der Reithalle Angst und Bange wird soll mit meiner umfänglichen Landschaftserfahrung diesen Berg hoch?! Auch das Pferd schien von der Idee wenig begeistert und musste gerade das erste Mal wieder eingefangen werden. Also schön, dann ab dafür. Höher, höher, immer höher, über Wurzeln, durch Schlammlöcher. Die Pferde bei 30 Grad im Schatten am Schnaufen wie ich auf dem Weg von der Schulcafeteria hoch zum dritten Stock. So Richtung konnte ich nicht glauben, was ich hier gerade mache und warum zum Teufel ich 30 $ dafür bezahle, mir sprichwörtlich fast in die Hose zu scheißen vor Angst?! Ok, es ist Costa Rica. Pura Vida und immer locker durch die Hose atmen! Nach einem beachtlichen Anstieg über Stock und Stein wusste ich nicht, wer mehr am schwitzen war, ich oder das arme Tier unter mir. Die unberührte Natur um uns und der unglaubliche Ausblick von dem Pausenpunkt entschädigte für alles. Auf Nachfrage von Nele legten wir sogar einen Zwischenstop bei einem Wasserfall ein. Und da passierte es, als ich mich lässig vom Pferd schwingen will und dabei eine etwas alternative Technik ausprobiere falle ich wie ein leichtfüßig wie ein Goudakäse frontal vom Pferd, spätestens ab jetzt hat mich unser Cowboyfreund auf dem Kieker. Er kriegt sich gar nicht mehr ein bei meinem traurigen Anblick. Als ich ihn frage, ob mein Pferd schon am Verzweifeln ist (es bewegte sich gerne mal bis auf wenige Centimeter dicht an den Abgrund und schien intensiv über den Sinn des Lebens nachzudenken) ernte ich nur Gelächter. Einmalig auch der Moment, als wir auf dem Weg zum Wasserfall über scheinbar verlassene Pfade krachseln und sich hinter einer Ecke mitten im Nirgendwo deutsche Mädels aus Sámara oben ohne sonnen. Die haben auch nicht schlecht geguckt als unser mindestens 60-jähriger Gummelstiefelgefährte mit seiner dekorativ verpackten Machete um die Ecke bog. Bilder vom Wasserfall, aus dem man sogar bedenkenlos trinken konnte, folgen morgen, wenn ich wieder frisch im Kopf bin ;)
Nach etwa 3 Stunden endete unser Ausflug, der die Wildwassertour in Kanada wohl als Ich-mach-mir-so-in-die-Hose-Moment Nummer 1 meines bisherigen Lebens übertrumpft hat. Mein Körper jedenfalls ist immer noch am Zittern und ich war selten so froh darüber, wieder heil zuhause angekommen zu sein. Vor Freude lief ich direkt nach dem Absteigen vom Pferd vor einen Baum, der sich irgendwie in meine Laufrichtung verirrt hatte. Der Reitmuchacho und sicherlich auch mein Pferd dachten sich ihren Teil und ich bin nicht so sicher, ob ich mich über die Einladung zu einer weiteren Tour freuen soll. Erstmal jedenfalls muss sich mein Gesäß von dem Tag erholen. Und nein, das Glück dieser Erde ist vielleicht in Sámara zu finden, aber mir fallen spontan 100 Plätze ein, die den Pferderücken übertrumpfen! 

Eine Auswahl echt genialer Fotos folgen morgen ;) Bis dahin schlaft gut und denkt immer dran: Love, Peace and Harmony <3


                            Da war die Welt noch in Ordnung. Erstes Aufeinandertreffen mit den Pferden...


 So entspannt wie auf den Fotos war ich leider nicht immer. :D


 Für zwei Aspekte hat sich der Ausflug aber definitiv gelohnt: die wunderschöne, unberührte Natur..

 ... und vor allem der Hähnchenspiess danach von meinem neuen besten Freund!

Donnerstag, 23. Oktober 2014

Leben zwischen zwei Welten

Gerade von einem wunderschönen, spontanen Strandspaziergang mit Nele zurückgekehrt, versinke ich in den fluffigen Weiten meiner Lieblingscouch im Hostel von Mey und Brian und denke nach. Diese Hulla-Hoop-Regenbogen-Gesellschaft von immer glücklichen Touristen auf der Suche nach dem schönsten Sonnenuntergangsfotos und den leckersten Cocktails wird Tag für Tag präsenter. Sie lachen, sie feiern, sie schmeißen Geld zum Fenster raus. Auch wir haben uns heute einen Crèpe mit Nutella und Bananen gegönnt. Für die beiden charmanten Mädels aus Deutschland gabs sogar noch eine Kugel Vanilleeis, heiße Karamelsoße und einen Plausch mit dem sympathischsten Franzosen Sámaras gratis dazu. 
Absolutes Kontrastprogramm am Mittwochabend in der Kirche: Hunderte von Ticos drängen sich in Scharen, um einen letzten Blick auf einen verunglückten jungen Mann zu werfen. Er ist beim Versuch, auf eine Palme zu klettern abgerutscht und hat sich das Genick gebrochen. Schon als der Krankenwagen hier einige Tage zuvor vorbeikam, war jeder sofort auf der Straße. Jedes mal bedeutet das, dass jemandem Bekannten, wenn nicht sogar einem Familienmitglied etwas zugestoßen sein muss. Auch Sandra war untröstlich, war der junge Mann doch im gleichen Alter wie ihre eigenen Söhne. Auch wenn ich ihn nicht persönlich kannte, so zeugt die enorme Anteilnahme wie nichts anderes davon, dass er jemand ganz besonderes war. Auch von uns Freiwilligen hat jeder ihm mit seiner Familie noch einmal die letzte Ehre erwiesen. Nele konnte ihren eigenen Augen kaum trauen, als die Menschenkette im Trauerzug nach Carillo einfach nicht abnehmen wollte. Verdammt, so möchte doch jeder von uns am liebsten enden. Wenn schon viel zu früh, dann zumindest in Ehre. 

Wir Deutschen hier sind irgendwie zwischen den Welten. Wir kennen die eine genausogut wie die andere Seite von Sámara. Und es macht mich unfassbar traurig zu sehen, wie Menschen so nahe beeinanderleben können, ohne auch nur einen blassen Schimmer zu haben, was die anderen bewegt. Vielleicht ist gerade das der Fluch einer Touristenregion. Leben, wo andere Urlaub machen und dabei das Strahlen am besten nie aus dem Gesicht zu verlieren. Business goes on!