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Samstag, 13. Dezember 2014

Dringend notwendig: Dezember-Nachtrag

Irgendwie scheint es schwierig zu werden, meine lieben Hostelmitbewohner zu überzeugen, mit auf das Festival de la Luz zu begleiten. Die eine Hälfte ist mit ihren Smartphones beschäftigt, einige schlafen schon, viele sind nur für eine Nacht da - Laaangweiler. Wenn ich mir die Fotos aus den letzten Jahren angucke, dann bin ich trotzdem der Meinung, dass es es wert ist, weiter Mundpropaganda zu betreiben. Bis dahin verwende ich meine Zeit sinnvoll, um die Versäumnisse der letzten 2 Wochen ohne Eintrag aufzuholen. Zugegebenermassen ist in dem ganzen Trubel der Blog ziemlich in Vergessenheit geraten. Ich versuche trotzdem mal, mehr oder weniger lückenlos alles hier zusammenzutragen (auch wenn mich das knallige Blinken des Plastikweihnachtsbaums in meinem rechten Augenwinkel etwas ablenkt...).

Der Anfang sollte auch zugleich ein Ende sein. Am vorletzten Wochenende versammelten sich alle Freiwilligen (bis auf Phillip, der sich lieber ganz Pura Vida in der Weltgeschichte umhertreibt) im mittlerweile von mir als zweite Heimat lieb gewonnene "Surfer-Hippie-Town" an der schönen Pazifikküste, wie ich sie immer gerne kurz und knackig umschreibe. Dort stand ein echtes Highlight an: Der langersehnte Besuch bei "Luv Burger" (sprich Love-Burger, ich habe mit meinem Versuch, es spanisch auszusprechen anfänglich für einen echten Lacher gesorgt). Für alle von uns war das eine ganz neue Erfahrung. Vegane, ultra-öko Burger aus nem Ami-Schuppen - das soll schmecken?! Und ja, das hat es! Auch wenn der Preis von gut 8 Dollar für einen ziemlich übersichtlichen Burger ohne Beilagen schon heftig ist, aber hey, das ist Sámara. Gratis dazu gabs für mich jedoch einige Tränen und den witzigen Kommentar des Kellners (einem guten texanischen Bekannten von mir) "Ach, vielleicht hätte ich darauf hinweisen sollen, dass die Jalapeños es in sich haben.", danke auch!
Natürlich haben wir die letzte Nacht mit Jule und Fillipa nicht däumchendrehend zuhause verbracht. Oh nein! Es war "fiesta alemana" angesagt, und das nicht zu knapp. Das von mir angedachte Highlight, die Bratwurst vom deutschen Fleischer, stellte sich jedoch dank der Unfähigkeit des Grillmeisters als echte Enttäuschung heraus. Musste also auf leerem Magen zu Helene Fischer, Marteria und Co. abgegangen werden!
Der folgende Sonntag war nur noch als Strandtag zu gebrauchen. Und zwar einer der schönsten Sorte. Es war nicht zu heiss und nicht zu kalt, entspannte Musik klang aus Neles iPhone, wir machten ein Minütchen die Augen zu und schliefen so tief ein, dass wir erst pünktlich zum Bilderbuchsonnenuntergang wieder aufwachten. Ach, wie werde ich das vermissen!

Nach so einem Faulenzertag beisst mich schon immer ein klein wenig mein Gewissen. Schliesslich soll ab Ende Februar die Reise weitergehen, und bisher ist unklar, wohin genau und für wie lange. Ich vermisse Rostock und die Menschen echt ungemein, aber im Moment denke ich, dass es mich spätestens nach einigen Wochen wieder nach neuen Herausforderungen dürsten würde. Immer im Hinterkopf die Frage, wie oft man im Leben noch die Chance dazu hat, so etwas mitzumachen. Und den weisen Spruch von meinem Freund vor Augen: "Egal, was kommt. Mach einfach alles mit!". Auch aus den schlimmsten Erfahrungen kann man nur lernen. Und man wird denjenigen, die immer nur in ihrer kleinen Nussschale geblieben sind, immer einen Schritt voraus sein.
Montag hiess es also weiter: Hostels suchen und Bewerbungen schicken! Bisher bin ich mit 4 Hostels in Kontakt, aber der Kommunikationsfluss ist leider noch ziemlich stockend.

Die Schulwoche stellte sich als ziemlich entspannt heraus. Eben diese Zeit vor den Ferien, in denen die Tests schon gelaufen sind und man sich fragt, warum man überhaupt noch seine wertvolle Zeit im Klassenraum verschwendet. Als besonderes Special waren zwei Polizisten vom staatlichen Programm "D.A.R.E.", Teil der staatlichen Gewalt- und Drogenpräventionsreihe eine Woche mit vollem Engagement dabei, den Kleinen beginnend mit Trickfilmen im Kinderkarten bis hin zu anspruchsvollen Diskussionen über die Auswirkung vom Alkoholkonsum in den oberen Klassen, entsprechende Werte zu vermitteln. Wirkten die beiden "Hüter der Rechts" doch erst etwas reserviert, so stellten sie sich schon bald als echte Spassbomben heraus. Und als sie ihre strenge Uniform einmal abgelegt hatten, waren sie eben doch nur normale Männer, die abends mit einem Bier das drittletzte Sarprisa-Spiel der Saison verfolgen. Aprospos Sarprisa: unser favorisiertes Fussballteam ist diese Woche ganz knapp in das Finale der Wintersaison eingezogen. Jetzt wird nur noch gehofft, dass der Fussballgott auf unserer Seite ist!

Auch wenn es die übermässig lockere Grundstimmung schon vermuten lassen hat, dass Freitag ganz plötzlich und ohne Vorwarnung schon der letzte Schultag war, hat Nele und mich mehr als geschockt. Irgendwie hatten wir uns das alles ganz anders vorgestellt, wollten noch kleine Überraschungen für die Kinder vorbereiten und Gruppenfotos mit den Klassen machen. So sassen wir also in der Cafeteria, wie vor den Kopf gestossen von dieser nebenbei erwähnten Neuigkeit, und fühlten uns echt vor den Kopf gestossen. Schliesslich hatten wir noch so viele Ideen, was wir gerne mit den Kindern gemacht hätten, was wir bewegt hätten. Und gerade in den letzten Tagen und Wochen wurde das Verhältnis zu Lehrern und den Schützlingen immer offener. Bleibt uns nur noch das Schulfest am kommenden Montag und die Graduación der Sechstklässler, die ab März das College besuchen werden.
Da es umfangreiche Klassenfahrten wie bei uns in Deutschland hier auf den öffentlichen Schulen nicht gibt, fiebern alle den seltenen Ausflügen entgegen, die nur zu ganz besonderen Anlässen stattfinden. Und der Schulwechsel ist schliesslich so einer. Deshalb ging es für uns am Samstag mitsamt 20 Sechstklässler und ebenso vieler Omas, Eltern bzw. grossen Geschwistern und der gesamten Lehrerschaft zu einem Vergnügungspark kurz vor der Grenze nach Nicaragua. Busfahrt und Verpflegung wurden gespendet, sodass jeder nur etwa 8 Euro Eintritt zu zahlen hatte. Und die waren es wirklich wert! Der Park lag ganz in der Nähe eines Vulkans, sodass das heisse Wasser in verschiedene, liebevoll angelegte Thermalbäder weitergeleitet wurde. Bei "frostig kalten" 22 Grad Aussentemperatur war die Erkältungsgefahr natürlich vorprogrammiert. Seit zwei Tagen niese und huste ich mich nur noch durch die Weltgeschichte und habe mit meinem Taschentuchverbrauch wahrscheinlich schon drei Hektar Regenwald auf dem Gewissen.

Eigentlich hatte ich für diese Woche geplant, mal einen Gang runterzuschalten und die letzten Projekte auf Neles Must-Do-Liste Stück für Stück abzuarbeiten. Surfen gehen (der bisher einzige klägliche Versuch scheiterte an dem Angriff einer Qualle...), Fotoshooting am Strand ("wenn wir iiirgendwann mal schön braun und schlank sind"), Milchreiskochen mit der "Omi", etc. Gerade in den Wochenplanungen versunken, erreicht mich eine Nachricht von ebenbesagter Dame, ob ich nicht Lust hätte, mit zum Nationalpark Manuel Antonio zu kommen. Obwohl, eigentlich war es gar keine Frage, mehr pure Überredungskunst.
Über diese Reise schreib ich euch im nächsten Eintrag, da ich euch die entsprechenden Fotos und meinen Augen den dringend notwendigen Schlaf nicht vorenthalten will.

Geniesst die ersten Schneeflocken meine Lieben, und seid euch bewusst, dass ich schon ein bisschen neidisch bin! ♥

Montag, 1. Dezember 2014

Der Weihnachtscountdown startet

Oh mein Gott, was habe ich gerade für wundervolle Heimatgefühle. Nach langem Warten durfte ich endlich das erste Kalendertürchen aufmachen - Haribo Saft-Goldbären. Und das beste daran: Es gab nicht mal Streit mit Papa darum, wer schon wie viele Türchen geöffnet hat! 

Mit neuer Energie starte ich jetzt in die Woche. Heute abend werden weiter fleißig Bewerbungen geschrieben, um ab Februar in einem Hostel in Chile arbeiten zu können und mir so eine Verlängerung der Auslandsauszeit finanzieren zu können. Bin gespannt, ob ich heute nachmittag schon Antworten auf meine gestrigen Mails in meinem Postfach finde. 

Zum Abschluss noch ein Foto vom gestrigen Strandtag:


(Das Board ist mehr Deko als alles andere ;))



Freitag, 28. November 2014

Zimtsterne, heiße Liebe und Besuch aus dem hohen Nord

Endlich finde ich mal Zeit ein bisschen durchzuatmen. Früh ins Bett gehen und zu geregelten Zeiten Abendbrot zu essen. Irgendwie hat mir das in den letzten Tagen echt gefehlt. Eben habe ich den Fehler gemacht, ein kleines Gespräch mit Sandra anzufangen. Wie immer sprudelten die Gedanken nur so aus ihr heraus und um auch mal seinen Senf dazu zu geben, muss man sich durch ein aufgeplustertes Gesicht am besten in Kombination mit einem Fingerzeig rechtzeitig ankündigen. 

Heutiges Thema - zumindest das, was ich angefangen hatte - meine  neue Erkenntnisse über die Mentalität der Ticos und was mich daran stört. Alles fing an, als mir eine Argentinerin letzten Sonntag meine geflochtene Haarsträhne einsetzte. Bei all dem Rumgefumele und Löten am Hinterkopf hatten wir viel Zeit über ihre Erfahrungen mit den Landsleuten zu reden und da ich vorhabe, ein Studiensemester in Buenos Aires zu verbringen, interessierten mich natürlich besonders die Unterschiede zwischen Argentinien und Costa Rica. Sie drückte es so aus: "Die Menschen hier sind einfach irgendwie falsch. Den ganzen Tag laufen sie lachend in der Gegend umher und versuchen angestrengt ihr "Pura Vida"-Lebensgefühl zu verbreiten. Aber wenn du sie wirklich brauchst, sind sie plötzlich alle weg."  Ob ich es jetzt so extrem ausgedrückt hätte, weiß ich nicht. Aber meine Erfahrungen beschränken sich auch auf 3 Monate. Jetzt, wo mir die sprachliche Sicherheit langsam die Möglichkeit bietet, mich so zu zeigen, wie ich wirklich bin und selbstbewusster aufzutreten, bin ich auch schon das erste Mal mit einer Tica aneinandergeraten. Anstatt immer nur nett zu nicken und allem zuzustimmen, sage ich nun doch schon mal ganz gerne meine Meinung. Die aufgeladene Stimmung zwischen der 18-Jährigen Freundin von Sandras Ex-Mann, Meylin, explodierte gestern abend filmreif. Aber wie auch in Deutschland - man muss ja nicht jeden mögen und zumindest ich fühle mich erwachsen genug, ihr trotz gemeinsamer Freunde elegant aus dem Weg zu gehen. 

Als Sandra am Montag aus San José wiederkam, hatte sie zwei unerwartete Gäste im Gepäck. Felix und Pia, zwei Hamburger Nordlichter, die meine Ohren mit dialektfreiem Deutsch und meine Augen mit kleinen, aber feinen Gesten aus der Heimat wie dem Drehen von Zigaretten verwöhnten. Da fühlt man sich doch gleich ein bisschen mehr wie zuhause. Die beiden reisen seit August durch Pánama und nehmen unbezahlte Jobs gegen Kost und Logi an. Was sie so erzählt haben, hat mich hinsichtlich der Entscheidung, was ich nach Costa Rica machen werde, ziemlich inspiriert. Tag für Tag wird mir bewusster, dass Kanada wohl ein Traum bleiben wird, der nicht für immer platzt, aber wohl auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden muss. Warum gibt es nur so unglaublich viele Möglichkeiten und so viele faszinierende Regionen? Chile, Peru, Bolivien oder doch Brasilien? Zur Zeit sieht es aus, als würde auch Nele im Anschluss noch einige Zeit als Au-Pair in Spanien verbringen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Ich bin jedenfalls gespannt!

Drei Monate sind wir jetzt schon hier (fast zumindest). Das heißt aber auch: Der Weihnachtscountdown ist gestartet. In der Schule sind die letzten Tests geschrieben, denn, nicht vergessen, hier endet das Schuljahr im Dezember. Und wie auch in Deutschland beginnt jetzt das große HalliGalli. Es wird gebastelt, Weihnachtslieder gesungen, für den letzten Schultag und die Verabschiedung der Sechstklässler geprobt. Letztere machen regelmäßig Ausflüge, um die High-Schools in der Umgebung zu besichtigen. Vieles in dieser Zeit erinnert an die eigene Schulzeit. Gestern und heute haben wir das Verhalten im Notfall geübt, der allseits beliebte und heiß erwartete "Feueralarm", auch bekannt als: Chaosstifter und Schulausfall. Man muss schon ein bisschen schmunzeln, wenn, wie vom Bildungsministerium vorgeschrieben, Lehrer und Schüler auf dem Fußballplatz hocken, die Hände auf dem Kopf verschränkt im Falle herunterfallender Gegenstände. 

Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass ich morgen früh um 8 Uhr zum Yoga gehen will. Wer weiß, ob ich mich danach wieder entknoten kann, um zum Skype-Telefonat mit den Supereltern und "Omi Homi" anzurücken. ;)

Jetzt gibt es Eierkuchen, Achtung jetzt kommts: Made by Sandra (hab ich ihr gut beigebracht ;)) und dazu einen "Heiße Liebe"-Tee von Teekanne, gesponsort von der liebsten Tica-Nele der Welt <3 Lecker schmecker würde ich mal sagen! 


Sonntag, 23. November 2014

3 Tage Füße hoch

Zuerst sei gesagt, dass dieser Blogeintrag vor allem meiner Mama gewidmet wird, die aus dem kalten Deutschland nach einer aktuellen Berichterstattung gefordert hat und mich diesbezüglich immer ganz schön in Schacht hält. Liebe Grüße auch nach Berlin zu meinem Freund Carl-Conrad Hübner, der sich wie ein kleines bockiges Mädchen beschwert hat, nie erwähnt zu werden. ;) 

Sandra ist seit Dienstag in San José, um ihrer Tochter beizustehen, für die die ganze Aufregung um die Schwangerschaft etwas zu viel ist. Einerseits ist es schon ein komisches Gefühl,  abends nach Hause zu kommen und niemanden zum reden zu haben, war es doch in Deutschland immer ein festes Ritual, am Abendbrotstisch über die täglichen Erlebnisse und Gott und die Welt zu philosophieren (ich habe daraus gelernt, dass ich definitiv ein WG-Typ bin). Auch bringt so ein Haus ganz schön viel Arbeit mit sich. Mein Auslandsaufenthalt stellt sich mehr und mehr nicht nur als "Schritt in die Selbstständigkeit" dar, sondern als regelrechtes Ausbildungslager zum Hausfrauendarsein. Natürlich passieren dabei auch immer wieder kleinere Missgeschicke, aber es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Ein Vorteil des Daseins als "Frau des Hauses" ist aber, dass ich einkaufen und kochen kann, worauf ich Lust habe. So gibt es statt Pinto, Pinto, Pinto auch mal Nudeln mit Pesto oder Pfannkuchen mit selbstgemachtem Apfelmus <3 Außerdem taut mein Gastbruder José laaaangsam auf und teilt seinen tiefschwarzen Humor mit mir. Liebevoll ist er sehr bemüht, mir ab und an eine beeindruckende Darbietung der Kochkünste zu ermöglichen. Dann wird Reis statt wie normal mit Zwiebelstückchen, Gewürzen und Öl einfach mal mit ganzen Knoblauchknollen verfeinert. Eben kräftig deftig ;)
Langweilig lass ich es abends auch nicht werden. Am Dienstag lernte ich, wie man Nachos mit Guacamole macht (neuer Lieblingssnack!!!). Am Mittwoch bekam ich Besuch von meiner besseren Hälfte Nele, und nach einem leider kläglich gescheiterten Versuch, uns selbst mit Dread-Locks zu verschönern (das sah bei Youtube doch so einfach aus...), trösteten wir uns mit meinem Zauberpesto à la Frische Bar. Donnerstag ging es denn auch schon zum Zumba/Booty Workout. Selbstverständlich alles im Rahmen unserer mehr oder weniger taughen Diät, die ich zugegebenermaßen in letzzer Zeit öfter mal missachtet habe. Trotz der angenehmen Abkühlung des gerade tobenden Monsums, brachte uns der dunkelhäutige Trainer, der laut Georgia "besser mit seinem Hintern wackeln kann als so einige weibliche Teilnehmerinnen" (so genau habe ich das ehrlichgesagt nicht analysiert), ordentlich ins schwitzen. Der Kurs war laut Trainer mit insgesamt 19 Fitnessgurus so gut gefüllt wie lange nicht mehr. Von jung bis alt, männlich und weiblich, dick und dünn war alles dabei. Und so war es auch gar nicht mehr so peinlich, wenn wir in der ersten Reihe mal nicht so schnell mitkamen. Zugegebenermaßen wurden die abtrainierten Kalorien nachts schnell wieder mit einem halben Kinder Bueno angefuttert, aber den konnte ich wenigstens mit gutem Gewissen vernaschen. 
Schon war das Ende der Woche auch schon wieder schneller gekommen als man Oberweserdampfschifffahrtsgesellschaftskapitän sagen kann. Freitag war für uns endlich mal seinen Namen wert und wir hatten Gelegenheit, die Füße am Strand in Carillo mal wieder richtig hoch zu legen. Ausschlafen war leider trotzdem nicht angesagt, denn die Tanzgruppe hatte sich zu um 7 Uhr verabredet, kleine Gebäcke für den Verkauf und das Eintreiben von Geld zu backen. Allein die Teigherstellung schien so eine Wissenschaft zu sein, dass wir um 10 und nach Einholung hunderter "Experten"-Meinungen immer noch am kneten waren. Ich war froh, als endlich Nele kam und wir uns auf die Sattel schwingen konnten. Es ging für 2,5 Stunden nach Carillo. Und als wir mit dem Fahrrad schwitzend zurückradelten, hatte sich unsere Hautfarbe bereits dezent verändert. 
So durfte ich mir beim abendlichen Ausflug zum Filmabend des Zumbalehrers einige Male die Frage gefallen lassen, ob ich mich nicht etwas verbrannt hätte. Der letzte Tag der Arbeitswoche endete mit einigen unterhaltsamen Szenen "Django Unchained", auch wenn ich mich spätestens um 23 Uhr nur noch an meine n Energydrink klammerte. Spontan lud "Popoking" Ridley dann noch die gesamte Truppe auf eine Flasche Wein in seinem Restaurant ein. Es wurde noch ein langer Abend. An einem Tisch mit  Schweden, Finnen, Amerikanern und einem gebürtigen Haitianer. War mal wieder toll, so viele neue Leute auf einen Haufen kennenzulernen und echt intelligente Gespräche zu führen. Ichhoffe es gilt auch hier, man sieht sich irgendwie immer zwei Mal im Leben.
Weder die fluffige Melonencrème, die mir eine Tica-Freundin geschenkt hat, noch meine erlesene After-Sol-Lotion von Ives Rocher konnten verhindern, dass ich auch am nächsten Tag noch in perfekter Krebs-Manier zusammen mit Betreuerin Angie und Georgia nach Garza zu den anderen Freiwilligen fahren musste. Dort wartete schon ein duftender Grill auf uns. Im Gepäck hatten wir zudem 10, von mir leider nur mäßig gut ausgewählte Avokados (jeder Profi darf sich auch mal vergreifen), die zu - na was glaubt ihr wohl - Guacamole verarbeitet wurden!!! Während uns schon das Wasser im Mund zusammenlief, bekamen wir von Angie einen ersten Einblick in die zukünftig ankommenden Freiwilligen. Leider werde ich nur noch Neles Nachfolgerin kennenlernen. Phillip, unser Quotenösterreicher und seit Neuestem Costa-Rica-Tourer, war von seiner Reise leider so erschöpft, dass er sich nicht mehr richtig von uns verabschieden konnte. Seine herrliche Aussprache spanischer Wörter wird mir trotudem immer in Erinnerung bleiben. 
Da die Busverbindung von Garza zurück nach Samara eher schwierig ist, entschieden sich Georgia und ich zwangsweise zum Trampen. Obwohl wir mittlerweile eigentlich dachten, uns kann dabei nichts mehr schocken, gab es wieder einmal eine neue Erfahrung. Wir erwischten ein Werbeauto, dass mitsamt eingebauter Lautsprecher ein Dorf nach dem nächsten beschallt und in einer immer wiederkehrenden Tonfolge für eine Karaokeparty am Abend wirbt. Georgia und ich konnten uns nicht mehr einkriegen, und es war ein Wunder, dass wir schlussendlich ohne Tinitus hier ankamen.
Heute lasse ich es ruhig angehen, habe das erste Mal mit meiner besten Freundin Lotti geskyped und werd mich gleich am Strand Richtung Strand begeben, um meine Haarsträhne endlich reinmachen zu lassen!



Montag, 17. November 2014

Fotoparty!!!

Was hab ich euch lange warten lassen... Dafür gibt es jetzt, ganz exklusiv und nur für euch, ein buntes Fotomischmasch mit Impressionen aus Nicaragua, San José, dem gestrigen Abend und natürlich darf auch obgligatorisches Feierfoto von Nelchen und mir nicht fehlen ;)

Erster Streich - Ankunft in San José und einmalig delikater Frozen Yoghurt!

Wir im Hostel, wie man sieht trägt man diesen Sommer bei frostigen 25 Grad in der Hauptstadt bevorzugt gemusterte Schlabberhosen.


Von unten nach oben: edel, edeler, am edelsten!!!


Zweiter Streich - Granada 

Mein Lieblingsfoto vor einer der ältesten Kirchen der Stadt. 


Trotzdem wagten wir uns auf den, doch schon etwas labilen, Turm und wurden mit diesem Ausblick belohnt.


Als Souvenir fangen wir uns gleich mal die nicaragische Vogelgrippe ein. ;)


Unser Kutschfahrer zeigt uns den großen Friedhof. Hier gibt es hunderte dieser beeindruckenden Grabstätten. Hier das eines früheren Präsidenten. 


Ein Blick hinein in die meist offenen Manufakturen lohnt sich in jedem Fall. Hier gibt eine Hilfsorganisation jugendlichen Obdachlosen die Chance, mit der traditionellen Herstellung von Hängematten ein besseres Leben finanzieren zu können.


Abseits der Touristenpfade gibt es vor allem eins: extreme Armut und Einfachheit. 


Dank Neles Fotokünsten entstand dieses tolle Bild von der Hauptkathedrale. Fast jeden Abend konnten wir das Postkartenmotiv schlechthin samt Sonnenuntergang von unserer Dachterasse genießen.


Der Hotelpool, der hier auf dem Bild mangels Sonne leider nicht ganz so schön erscheint wie in Wirklichkeit.


Trotz allem mein Lieblingsplatz im Innenhof des Hotels. 


Links im Bild wird gerade letzte Hand an meiner Ledertasche angelegt. Von den Nähkünsten der Männer hier können sich die deutschen einiges abschneiden.


Dritter Streich - Ausflüge nach Massaya und zur Laguna de Apoyo

Ausgediente amerikanische Schulbusse haben hier noch einen Verwendungszweck. 


Berindruckende Bilder vom öffentlichen Wochenmarkt in Massaya. Hier weht ein anderer Wind als im aufgeräumten Granada. 


Nele, Jule und Fillipa alias Phylis beim Abkühlen im Vulkansee, aber Achtung, das Highlight des Tages folgt noch!


Der legendäre "Grüne Salat" in dem Restaurant, in dem es uns selbst Schade um die veratmete Luft war.


Vierter Streich - Abschied und Grenzüberquerung 

Ein letzter Spaziergang mit dem schweren Reisegepäck und Blick auf den Mombacho Vulkan im Hintergrund. 

Für 20 Minuten im Traumland! Der Duty Free Shop an der Grenze zu Costa Rica *___*


Ganz "Nein" sagen konnten wir bei diesem Anblick trotz ziemlich geplünderter Reisekasse doch nicht...


Fünfter Streich - die Tage danach

Ergebnis der fleißigen Kunden und unserer Tätigkeit als Barkeeperinnen im Salon.


Life is a Party - und deswegen ging es am Freitagabend nach getaner Arbeit wieder auf die Piste! Mit am Start: Gute Laune!!! 























3, 2, 1 - Revivaltag!

Ohja. gestern war wahrhaftig eiber der Tage im Leben, an den man in Nostalgie versinkt.
Es gab nicht nur Obstsalat vom Vortag "aus Früchten der Region" (Ananas, Melone, Banane, Orange...) oder die vielen schönen Fotos aus Nicaragua zu bestaunen, sondern wir hatten die große Ehre, bei einem Event in Torito als Barkeeperinnen zu arbeiten. Hach, was kommen da für Erinnerungen an Bier-Anzapfen, gut angedüdelte Gäste, anstrengende Happy Hours und schlaflose Nächte wieder hoch. Auch wenn das Umfeld doch ein ganz anderes war und statt 50 Cocktails nur Bier, Cola und Limonade im Angebot war, so blieb das Prinzip doch im Grunde das Gleiche: Es wurde gebechert bis zum Umfallen. Nele und ich waren froh, dass uns die gefließte Bar und eine Gittertür von den Feierwütigen trennte, so unangenehm waren zum Teil die ständigen Aufforderungen zum Tanzen (Gott sei dank bin ich nicht blond und bekomme nicht ganz so viel Aufmerksamkeit ab!!!). Als ein grauhaariger, gut 50-jähriger plötzlich anfing, Kopfstand und andere Stunts zu machen und die nur zufällig vorbeischauende Kirchenmaus des Dorfes zu einem schwungvollen Salsa-Tänzchen aufgefordert wurde, gab es für uns schlussendlich doch noch was zu lachen. Trotzdem, diese Erfahrung reicht einmal im Leben und mit den üppigen Einnahmen von umgerechnet rund 300 Euro für die Gemeinde haben wir unser gutes Gewissen auch erstmal wieder auf bestimmte Zeit gesichert.


Donnerstag, 13. November 2014

Gourmetmenü in Matapalo

So meine besten, da ich mich gerade erfolgreich selbst ausgesperrt habe, weil ich beim 10-minütigen Waschen meiner Bikinis nicht damit rechnete, dass Sandra mal spontan das Haus verlässt und die Tür schließt, nutze ich die Zeit sinnvoll und starte ein kleines Costa Rica-Update.
Nele und Georgia sind immer noch in Panama, genauergesagt im karibischen Paradis Bocas del Tore, das laut ihrer Aussage echt ein Traum sein soll. Auch ich werde im Februar wahrscheinlich nochmal in den Genuss der Inselgruppe kommen, wenn ich zwecks des Visums ein zweites Mal meine zweite Heimat verlassen muss. Die Abwesenheit meiner beiden "Muchachas locas" hat zwei wesentliche Konsequenzen: In der Schule fehlt die tatkräftige Unterstützung merklich an allen Ecken und Enden und so rotiere ich zur Zeit zwischen Computerkurs, Prof. Allen und Küche und versuche, überall mit anzupacken. Wenn die Kinder einen in Schacht halten, bemerkt man die Erschöpfung erst gar nicht. Aber in Momenten der Ruhe, wie vorgestern, als ich mit den Kindern einen wenig spannenden, 70-minütigen Film über die Lebensgeschichte von Jesus gucken musste, der dann auch noch ständig hackt, fallen einem schon das eine oder andere Mal die Augen zu. Plötzlich merkt man, dass der bärtige Typ, der eben doch noch ein kleiner Drops in der Krippe war, schon am Kreuz hängt und man von den Ereignissen dazwischen irgendwie wenig mitgekriegt hat. Kurzer Blick nach rechts zur Relilehrerin. Puh, Glück gehabt, ihre Augen leuchten so vor Begeisterung, dass sie von meiner kleinen Pause nichts mitgekriegt hat. Die andere Konsequenz davon, die einzige Freiwillige hier zu sein, ist aber natürlich auch, dass man sich unso mehr bemühen muss, damit man immer gut beschäftigt ist und einem an den Nachmittagen und Abenden nicht die Decke auf den Kopf fällt. Aber bisher konnte ich dieses Problem ganz gut umgehen, sei es mit stundenlangen Schnatterstunden mit Sandra über das Topthema der Woche - die Berliner Mauer und das Leben in Ost und West, dem Vorbereiten von Dokumenten für die Bewerbung auf das kanadische Arbeitsvisum, Spaziergängen am Strand oder wie heute, Besorgungen im Zentrum. In meinem absoluten Lieblingsgeschäft, Sámara Organics, entdecke ich immer neue wundersame, aber zugleich faszinierende Produkte. Ein wahrer Lusttempel für etwas alternativ angehauchte Vegetarier und Gourmetexperten. Bevor ich das nächste Mal zuschlagen kann und mir mal wieder so richtig was gönne, muss aber erstmal das Geld ein bisschen zusammengehalten werden. Ich habe mein selbstgesetztes Reisebudget in Nicaragua bis auf den letzten Cent ausgegeben und ein ordentliches Loch in mein Konto gerissen. Auch das ist eine Sache, die ich den Ticos erst beibringen muss, nicht alle Ausländer können automatisch ihr Geld ohne Nachzudenken zum Fenster rauswerfen. Ob ich da für alle spreche, weiß ich nicht, aber ich denke trotz allem Gönnertums schon darüber nach, ob mir ein Cocktail am Strand oder ein paar Kugeln Eis in Deutschland genauso viel Wert wären. Von der Organisation kam der Richtwert, man solle etwa mit 50 Euro Taschengeld pro Woche rechnen. Und ja, ich denke das ist realistisch. Es gibt Tage, da sind größere Investitionen wie ein Fahrrad, eine kurze Hose, etc. fällig. Aber dann stellt sich für die nächsten Tage automatisch ein Limit ein und bei kleinem Hunger wird eben eher zur Banane statt zu den Keksen gegriffen (ist ja eh viel gesünder ;)). 
Hab ich euch eigentlich schon von der Sensation der Woche berichtet? Sol, die Tochter von Sandra ist schwanger!!! Sprich Sandra wird das erste Mal Oma und ich darf mich mehr oder weniger Tante nennen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr alle aus dem Häuschen sind. Sol hatte anfangs noch Zweifel, hat sich aber mitlerweile mit der Situation abgefunden und meint in ihrem Facebookpost "Wenn Gott diesen Moment ausgewählt hat, wird es der richtige sein". 
Aprospos schwanger, da auch ich zwischenzeitlich schon aussah wie im 2. oder 3. Monat habe ich endlich die Notbremse gezogen und will mich ernährungstechnisch deutlich zum Positiven wenden. Die Diät besteht jedoch weniger aus Verzicht als aus der Veränderung von Essgewohnheiten. Ich esse viel langsamer, in der Hoffnung, dann früher satt zu sein, ich trinke mindestens 3 Liter am Tag (und zwar fast ausschließlich mein selbstgemachtes Limonen-Fresco), statt Keksen greife ich bei Hunger zu Reis oder Obst und gesündigt wird nur noch, wenn es die äußeren Umstände nicht anders zulassen. So wie gestern, als die Direktorin nach dem Mittag auf einmal mit Milchreis und Cola um die Ecke kam, wer kann und will da schon nein sagen?!

Jetzt aber folgt der Teil des Tages, auf den ich mich schon lange gefreut habe! Es wird gekocht! Penne à la Marie mit Spinat-Basilikum-Pesto in einer cremigen Soße <3 Yummy yummy yummy, i've got love in my tummy!